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Großbritannien: Verbrecher aufs Festland

Premier David Cameron ist empört, weil das Vereinigte Königreich über 2 Milliarden Euro zusätzlich an die Europäische Kom­mis­sion zahlen soll. Die Deutschen hingegen bekommen 780 Millionen zu­rück, die Franzosen sogar über eine Milliarde. Es sieht auf den ers­ten Blick so aus, als ob die Briten Frankreich und Deutschland sub­ven­tio­nie­ren.

Da ja unsere gedruckten Medien – im Gegensatz zum Internet – nach eigenen Angaben  Qualitätsjournalismus bieten, kann man Ca­me­ron gut verstehen, weil es darin keine Erklärung zu lesen gibt, wie diese Zusatzforderungen oder Gutschriften entstanden sind. Ist eine Bürokratie erst einmal unübersichtlich genug geworden, hat wohl keiner ein Gesamtbild, wie solche Ansinnen zustande kommen. Oder zumindest keines, was er einem Journalisten verdeutlichen könnte.

Die korrekten Schweizer helfen hier nun weiter. Die Nach­be­rech­nung fuße auf Zahlenmaterial von Eurostat. Diese Statistikbehörde ermittelt als Berechnungsgrundlage für die EU-Beiträge das Brut­to­inlandsprodukt des jeweiligen EU-Mitgliedstaats. Und da kam es zu einer bemerkenswerten Änderung: Umsätze der Schwarz­wirt­schaft, also offiziell nicht erfasste Bereich wie Schmier­geld­zah­lun­gen an Politiker, Drogenhandel und Prostitution, werden neuerdings dem BIP zugeschlagen. Geschätzt natürlich.

Und hier steckt die Lösung für Großbritannien. Einfach einen Hau­fen Wertpapierschnipsel nach Brüssel schicken und mit dem Etikett: »ge­schätzt 2,1 Millionen €« bekleben. Denn kein ver­nünf­ti­ger Mensch wird doch geschätzt berechnete For­de­run­gen mit ge­nau­en Beträgen begleichen.

Danach braucht Scotland Yard nur noch alle eingesammelten Pros­ti­tuier­ten, Schmiergeldzahler und Drogenhändler ausbürgern, nach Deutsch­land abschieben und schon fließt wieder Geld auf die Insel. Weil dann diese Kriminellen das deutsche BIP weiter nach oben trei­ben.

Gesundheit: Klassik ärgert Finanzminister

Die Mediziner des Vivantes-Klinikums Am Urban in Berlin leisten einen wertvollen, revolutionären Beitrag zur Suchtbekämpfung, indem sie Raucher mittels klassischer Musik in die Flucht schlagen und diese damit von den Normalbürgern isolieren. Vor allem Kinder und Jugendliche profitieren von weithin sichtbaren Absonderung der Nikotinsüchtigen, deren »coole« Vorbildwirkung ist damit dahin. Wer will schon in der Ferne mit anderen übelriechend frieren?

Auch Rauchern wird dadurch möglicherweise geholfen. Da ihr moralisches Image zwischen »hirnlos« und »miese Type« schwankt, wenn sie in Kindernähe ihrem Laster nachgehend erwischt werden, werden sie durch die Musikvertreibung weniger oft in Situationen geraten, die zu Diskriminierung dieser Umwelt und sich selbst be­las­tenden Zeitgenossen einlädt.

Allein unser Finanzminister sieht diese Entwicklung mit Sorge. Da die Tabaksteuer mit jährlich über 135 Milliarden Euro fest im Bun­des­haushalt eingeplant ist, dürften entwöhnte Ex-Raucher ein der­artiges Finanzierungsrisiko darstellen, dass mit dem Verbot öf­fent­lichen Abspielens von klassischer Musik zu rechnen ist.