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Flüchtlinge: Dem Volk in die Taschen lügen

Im ZDF äußerte gestern Younes Ouaqasse, Mitglied im CDU-Bundesvorstand, zum Thema »Flüchtlinge in Deutschland: Vertrieben, verwaltet, verachtet?« seine erstaunliche Erkenntnis: Diese Menschen gehörten schon wegen ihrer Zahlungskraft für Schlepperbanden eher zur Elite in ihrer Heimat und wollten eigentlich nur bei uns Kraft tanken, um bei nächster Gelegenheit für den Wiederaufbau zurückzukehren.

Doch wenn schon diese relative Elite den Rest ihrer Leute nicht davon abbringen konnte, in ihrem Lande Verhältnisse zu schaffen oder zuzulassen, in denen die Alternativen Flucht oder Tod heißen, wie fähig ist sie dann eigentlich? Wie zahlungskräftig sind diese Ankömmlinge nach gezahlter Schleppergebühr und Verlust der Heimat noch? Und die wohl wichtigste Frage: Hatte sich der CDU-Politiker in seinem eigenen Begriffschaos verfangen?

Was uns heute Politiker aller Schattierungen mit dem Sammelbegriff »Flüchtlinge« ersparen wollen, ist nichts weniger als die Wahrheit: Wir leben in der Epoche der größten Völkerwanderung der Geschichte. Was die Profi-Historiker auch einwenden mögen: Mehr Völkerwanderung als dass 50 Millionen Menschen woanders leben wollen (denn zum Sterben sind sie nicht losgezogen), geht überhaupt nicht. Unsere allzu gern kleinredenden Politiker zerteilen diesen Menschenstrom nach Art der Salami in angeblich sauber zu trennende Komponenten: die Bürgerkriegs-, die Wohlstands-, die Armutsflüchtlinge und politischen und die religiös und die wegen ihrer Rasse und die wegen ihrer Überzeugung Verfolgten. Etwa so wie Raucher, die niemals 24 Zigaretten pro Tag rauchen, höchstens mal eine pro Stunde.

In Zeiten der Völkerwanderung haben wir genau zwei Möglichkeiten: Wir lehnen sie ab, lassen uns nichts wegnehmen und schießen alle über den Haufen, die zu uns wollen, solange die Munition reicht.  Das wäre nicht direkt im Sinne der Bergpredigt und bestimmt nicht umweltgerecht. Oder wir akzeptieren diese Massenbewegung und steuern sie global und aktiv. Dann müssen sich die Zielländer der Völkerwanderung zusammentun und einen der Aufgabe entsprechenden Plan ausarbeiten, verabschieden und verwirklichen. In der herkömmlichen Struktur von UNO, NATO, EU und souveränen Pseudostaaten, die ihre eigenen Leute in die Flucht schlagen oder schlagen lassen, ist diese Völkerwanderung zu keinem guten Ergebnis zu bringen. Heftige Einmischung in (dann nicht mehr) innere Angelegenheiten ist angesagt.

Diese Völkerwanderung wird zeigen, wo die wahrhaft großen Politiker und Führer stecken. Lasst uns alle hoffen, dass sie bald gefunden werden.

Ampelwesen: Universelles Speed Dating kommt!

Schlendern wir vergnügt durch unsere Stadt, hält uns von Zeit zu Zeit eine rot leuchtende Fußgängerampel auf, die nach einer Weile mit dem grünen Ampelmännchen das Weitergehen gestattet. Ampel-MÄNNCHEN? Sollen Frauen vielleicht auf ewig auf einer Straßenseite verbannt bleiben? Hat vielleicht die ungehemmte Männermafia der Verkehrsentscheider das Karriereleid der Frauen  im bundesdeutschen Straßenbild auch noch symbolisch untermauern wollen: »Für Euch gibt es kein Fortkommen, basta?«

Die Stadt Bremen hat sich dieses Schlüsselproblems angenommen und ab 2010 auch »Ampelfrauchen« montiert. Halt! Sollte es nicht »Ampelweibchen« oder sachlicher »AmpelXXer« heißen? Graben wir tiefer, zeigt sich, dass Bremen diese Ampelwesen nicht aus Überzeugung, sondern wegen billiger Beschwichtigungspolitik eingeführt hat. Wer es nicht glaubt, schaue sich die bremische Verwaltung an. Da gibt es kein Amt gegen Diskriminierung im Verkehrssymbolwesen. Man findet auch keine offizielle Erhebung, ob der Anteil der Ampelfrauen dem der weiblichen Bevölkerung von 51% entspricht. Mit solcher Halbherzigkeit ist der mangelnden Quote im Straßenbild wirklich nicht beizukommen.

Im modernen Berlin, wo man gern die Abweichung zur Norm macht, sind wir da schon ein schönes Stück weiter. Die Obrigkeit hat dort bereits in einigen öffentlichen Gebäuden Unisex-Toiletten eingerichtet. Damit ist der Weg vorgezeichnet, dass Männer und Frauen sich immer öfter nicht mehr als solche outen müssen.

Wenn dann alle Menschen spätestens in der nächsten Generation im Alltagsleben endlich vergessen haben, was sie sind, und sich an keiner öffentlichen Darstellung eines Geschlechts in zu hoher oder zu geringer Zahl mehr stoßen werden, kann sich unsere Gesellschaft von diesem langwierigen Spannungsfeld verabschieden . Im Lehrplan für die Halbwüchsigen dann wird das Fach »USD« zu finden sein, das »Universelle Speed Dating«,  wo sich Schüler im Rhythmus von sieben Minuten an potentielle Sexualpartner allerlei – zufällig ausgewürfelten – Geschlechts versuchsweise annähern dürfen. Um  im Herkömmlichen nicht zu versauern, sollte dabei ab und zu auch ein monözischer Gummibaum dabei sein. Damit beugt dann unsere Gesellschaft systematisch den verfrühten und deshalb irrenden Outings vor, die heute noch die zarten Seelen unseres Nachwuchses so schwer belasten.

Rechtsstaat: Integration durch Moral

Wir Bundesrepublikaner wollen ihn, den Rechtsstaat, schimpfen, wenn er in Gefahr ist und hüten ihn »wie einen Augapfel«. Wir untersuchen die Spitze des NSU-Eisbergs, stellen fest, dass es wohl besser gewesen wäre, in dem Fall einen Linksstaat gehabt zu haben und verschließen – von keiner historischen Kenntnis getrübt – die Augen davor, dass unser Rechtsstaat mindestens bis 1971 von Alt-Nazis schlimmster Sorte weiterentwickelt und betrieben wurde. Mit diesem Erbe haben wir uns bis heute weder auseinandergesetzt noch es aktiv beseitigt.

Es ist noch nicht einmal 70 Jahre her, dass in Deutschland Recht in unvorstellbarem Maß gebeugt und – noch schlimmer – das Recht ungebeugt, »rein« nach Buchstaben und Form benutzt wurde, Millionen Menschen oder wenigstens deren Existenz zu vernichten. Viele Paragrafen von damals gelten bis heute. Ein Rechtssystem erledigt also eines sicher nicht: einem Volk eine Moral zu geben. Heute wieder dürfen Unternehmen – im Auftrag und mit Wissen ihrer Investoren –  dank Luxemburg ganz legal Milliarden an Steuern nicht zahlen, die dem Staat für wichtige Aufgaben fehlen. Heute wieder dürfen Eltern über 10 Millionen Kindern in Deutschland ungestraft nahezu jeden Schwachsinn eintrichtern, vom schwarzen Mann, der sie holen wird, über die jungfräuliche Geburt bis zur Gottgefälligkeit der Genitalverstümmelung und den Segnungen eines kommenden islamischen Staates. Und als ob solche Beschädigung der Seelen unserer kommenden Generation nicht genug wäre, dürfen Eltern ihre Kinder auch noch rund um die Uhr mit den Giften des Zigarettenrauchs traktieren. Alles »im Rahmen des Rechtsstaats«!

Wir brauchen neben dem Rechtsstaat noch eine Moral, damit unser Zusammenleben funktioniert und das Gemeinwesen nicht auseinanderfliegt, wie in der Vergangenheit geschehen. Doch woher soll sie kommen?  Auf die Kirchen mit ihren Moralaposteleien und menschenfernen Vorstellungen hört fast niemand mehr, Ideologien wie der Kommunismus sind gescheitert und der herrschende Kapitalismus mag alles Mögliche vermitteln, aber Moral gewiss nicht.

Auf zwei Plattformen könnte Moral vermittelt werden: im Bildungswesen und über die Medien (einschließlich der modernsten). Damit das überhaupt auch nur im Ansatz funktionieren kann, braucht es zuallererst einen tragfähigen Moralkonsens in unserer Gesellschaft. Doch niemand von Einfluss treibt den Prozess voran, dass wir uns auf moralische Grundregeln einigen, die zumindest unsere Kinder schützen. Statt dessen setzen wir uns für eine Pseudo- oder Metamoral ein und bezeichnen sie –  etymologisch falsch – als Toleranz. Alles ist richtig, alles ist möglich, alles darf sein, wenn es denn nur keinem schadet, lautet unser Credo. Es basiert aber auf der bodenlosen Arroganz, dass wir ohne tieferes Nachdenken und umfangreiche Bildung das für uns alle Schädliche vom Schadlosen unterscheiden können. Das ist dümmer als sehr naiv.

Wenn sich also Politiker mit und in ihren Parteien um die Zukunft unserer Gesellschaft wahrhaft verdient machen wollen, müssen sie antreten, einen lebendigen, breit akzeptierten Moralkonsens für die Menschen in Deutschland – und nicht nur für die Deutschen – zu erreichen. Das wird mühsam, steinig und konfliktreich. Mehr Integration brauchen wir aber nicht!

Bismarck: Freiheit für die Dummheit?

Am 24. Mai 1889 ließ Reichskanzler Bismarck den Reichstag mit dem ersten »Gesetz zur Alters- und Invaliditätsversicherung« sein Sozialversicherungsprojekt vollenden, das Deutschland in den ersten umfassenden Sozialstaat der Welt transformierte. Zuvor (1883) waren die Krankenversicherung und kurz danach (1884) die Unfallversicherung, beide vor allem auf die Arbeiterschaft ausgerichtet, eingeführt worden. Diese beiden Einrichtungen erfüllten neben der Risikoabfederung einen klaren politischen Zweck: »Mein Gedanke war, die arbeitenden Klassen zu gewinnen, oder soll ich sagen zu bestechen, den Staat als soziale Einrichtung anzusehen, die ihretwegen besteht und für ihr Wohl sorgen möchte.« (Originaltext Bismarck).

Doch mit der dritten und vorletzten Säule, der Alterssicherung, (die vierte, die Arbeitslosenversicherung wurde erst 38 Jahre später errichtet) erreichte Bismarck – ob gewollt oder als Nebenwirkung ist wohl ungeklärt – weit mehr als die gesellschaftliche Akzeptanz des Fürsorgestaates. Denn mit ihr verlor die traditionelle Familie als Sozial- und Versorgungseinrichtung vor allem für die Älteren nach und nach ihren Sinn und somit auch ihre Bedeutung in der und für die Gesellschaft. Diese wandelte sich damit von der Gemeinschaft der Familien zur Gemeinschaft der Individuen. Hatte der Einzelne zuvor seine Interessen zuerst innerhalb der Familie, mit Menschen, die er kannte und mit denen ihn eine gemeinsame Verantwortung verband, durchsetzen und ausgleichen müssen, galt es jetzt, dies gegen Massen anderer, unbekannter, ja anonymer Individuen zu bewerkstelligen, deren Schicksal so unbekannt wie uninteressant war. Vielleicht war mit dieser neuen, weniger lokalen, weniger persönlichen Konfliktlage auch der mentale Grundstein für die beispiellosen Massentötungen über große Entfernungen der beiden Weltkriege gelegt, nachdem man – bewusst oder unbewusst – lernen musste, sich gegen das Unbekannte, schwer Bestimmbare, in großer Zahl Auftretende durchzusetzen. Die Entwicklung der Waffentechnik allein kann nicht der Grund gewesen sein, solange noch Menschen am Abzug sind.

So spekulativ dieser im Wortsinne verheerende Mentalitätswandel anmuten mag, die Zerstörung der familiären Bindungen und der Wegfall der selbstverständlichen Pflichten dem tatsächlich Nächsten gegenüber fand und findet jedenfalls statt. Derartig drastische Brüche der Tradition gingen und gehen nicht ohne heftige Gewissenskonflikte einher, die vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Literatur und Wissenschaft umfangreich behandelt wurden. Wie aber konnten die Menschen diese Gewissenskonflikte verkraften?

Es war der Gewinn an gefühlter und tatsächlicher Freiheit, der diese Gewissensbisse unterdrücken und kaschieren half. War die Bürde an Pflicht und Verantwortung gegenüber anderen erst einmal erleichtert, gewannen Pflicht und Verantwortung gegenüber einem selbst schnell die Oberhand. Nunmehr entschied jeder für sich, wem er wann und wie oft und wie verpackt Aufmerksamkeit, Nähe, Obdach, Geld und Pflege widmen wollte. Mehr noch: er entschied, ob er dergleichen anderen Menschen überhaupt anbieten wollte. Und er wurde damit – innerhalb seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten – frei in seiner Ortswahl, eine neue, von Wirtschaft und »Obrigkeit« begrüßte Mobilität breitete sich aus. Und heute, wo im statistischen Mittel jeder Bundesbürger mehr als 50% seines persönlichen Einkommens in der einen oder anderen Form dem Staat als Fürsorger überlässt, er immerhin mehr als die Hälfte seiner Zeit für andere, zumeist völlig unbekannte Personen arbeitet, gibt es doch für quälende Gewissensfragen keinen Anlass. Oder vielleicht doch?

»Dummheit schützt vor Strafe nicht,« spricht der Volksmund. In jedem Falle schützt »Dummheit« nicht vor Schaden. Und diese Dummheit manifestiert sich heutzutage herausragend in der Fehleinschätzung der Größe der eigenen, sozial vertretbaren Entscheidungsspielräume. Anonymisiert man die Altersversorgung (gleich ob nach dem Versicherungs- oder dem Umlageprinzip), ist uns die Entscheidung abgenommen, wen wir in welchem Umfang unterstützen. Diese Entscheidung liegt beim Staat. Und fördern wir (statt sie zu ächten, wenn nicht zu sanktionieren) Lebensmodelle, die inhärent auf Kinderlosigkeit oder wenig Nachkommen ausgelegt sind, ist uns die Entscheidung abgenommen, wieviel Rentner ein Arbeitender »durchbringen« muss. Es sei denn, wir legalisieren die direkte oder verschleierte Euthanasie. Um es in aller Härte zu sagen: Der Reichtum (oder die Armut) einer Gesellschaft liegt auch heute noch in der Größe ihres produktiven, also auch Kinder-Anteils. Jede Entscheidung gegen ein Kind ist also automatisch auch eine Entscheidung gegen den Wohlstand, für die Armut. Und damit im eigentlichen Sinne asozial.

Sollten wir also gleichgeschlechtliche Partnerschaften, gewollte Kinderlosigkeit, Propaganda für solche Lebensmodelle oder kinderfeindliche Architektur unter Strafe stellen oder zumindest fühlbar besteuern? Nicht unbedingt, vielleicht sollten wir nur einen Prozentpunkt der Mehrwertsteuer zweckgebunden einem breiten und obligatorischen! Bildungs- und Aufklärungsprogramm widmen. Und das unter dem Titel »Wider die soziale Dummheit!« oder »Freiheit und Verantwortung«.

Welche Alternative bleibt uns? Ein verantwortungs-, gewissen- und gefühlloser Verteilungskampf weniger Junger gegen viele Alte, die mit diesem Kampf von ihrem eigenen Egoismus, ihrer sozialen Dummheit eingeholt und erdrückt werden. Nicht jeder Bürgerkrieg geht mit Schlachtenlärm einher. Aber mit Unregierbarkeit und Faustrecht, mit Elend und Tod. Was für eine Aussicht!

Vatikan: Das Martyrium des Kammerdieners

Es war einmal ein trauriger Papst, der sich selbst Maledikt XVI. nannte. Sein treuer Kammerdiener Pietro Michele hatte ihm eben die neuesten Nachrichten aus Presse und Internet überbracht und Maledikt XVI. schüttelte verzweifelt sein silbergraues Haupt. Denn wieder hatte die Zahl der Gläubigen und Kirchensteuerzahler deutlich abgenommen. Die Meldungen waren voll des Schwundes. Pietro Michele holte währenddessen gerade eine Rolle unschuldig-blütenweißen päpstlichen Klopapiers aus dem Vorratsschrank und und hängte sie auf der Toilette Seiner Heiligkeit ein. Betrübt sann er nach: »Wie können wir unserer Kirche und damit auch Seiner Heiligkeit zu neuer Größe und neuem Glanz verhelfen?«

Nicht ganz unbeeinflusst von der päpstlichen Aura kam dem Kammerdiener eine Erleuchtung. Ohne Umschweife sprach er – wie unbewusst – laut vernehmlich vor sich hin: »Wenn wir uns für die Belange der armen Lateinamerikaner einsetzen, werden sie zuhauf zu uns strömen! Retten wir doch ihre Regenwälder, machen wir auf Öko, verwenden wir nur noch Recyclingpapiere, von der päpstlichen Toilette bis zu den Pappbechern für das Weihwasser!« Diese Technik des wie beiläufigen Vorsichhinsprechens hatte Pietro Michele schon vor Jahrzehnten entwickelt, um allerlei zeitraubende Formalitäten der Kommunikation weglassen zu können. Und siehe: sie funktionierte prächtig, denn Maledikt XVI. bemerkte zwar daraufhin noch päpstlich tadelnd, dass dieser Öko-Schritt nichts brächte, wenn es kein Indio erführe. Aber er übernahm des Kammerdieners Idee geschwind und entschlossen, wie schon so oft in der langanhaltenden Beziehung dieser beiden Männer.

Kardinal Berluscone, der PR-Chef des Vatikans, wurde gerufen, die Medienkampagne – vor allem auf die Bewohner des südlichen Amerikas gerichtet– geplant und gestartet und der Heilige Einkauf unterrichtet, dass künftig nur noch zertifiziertes Umweltpapier zu beschaffen sei, vorzugsweise unter laufenden Kameras des italienischen (ersatzweise auch bayerischen) Staatsfernsehens. Nach einer geringen Irritation Seiner Heiligkeit wegen des eher weniger unschuldigen Aussehens seines neuen höchstpersönlichen Klopapiers, die von Pietro Michele mit dem Hinweis auf die eingeschränkten Möglichkeiten des Recyclingprozesses ausgeräumt wurde, zeitigte der neue Ökodurchmarsch des Vatikans schönste Früchte. Neue Gläubige lateinamerikanischer Herkunft strömten der Kirche Seiner Heiligkeit in Scharen zu.

Doch Gott, der Herr, hielt neue Prüfungen für seinen höchsten Diener bereit. In den Straßen und Gassen Roms und den verschwiegeneren Kammern des Vatikans ging zwar schon seit Jahrhunderten das Gerücht, dass viele Kirchenoberste des Machtzentrums ihre biologischen Bedürfnisse auf unziemliche Weise auslebten und befriedigten. Aber in den letzten Jahren war aus dem Gerücht schon fast ein Getöse geworden, schlimmer noch, es sollten sich sündige Strukturen verfestigt haben, die Erpressungen und kirchenfremden Entscheidungen der Machthaber Tür und Tor geöffnet hatten. Am liebsten wäre es ja Maledikt XVI. gewesen, dass all diese Gerüchte eben bloß Gerüchte waren. Doch wer wusste besser als ein Papst, was ein frommer Wunsch wert ist?

All die Weisheit, die der Papst in seinem langen Leben mühsam erworben hatte, ließ ihn in höherem Alter zunehmend als Realist operieren. So war Seine Heiligkeit sehr wohl überzeugt, dass gegen die biologische Basis kardinalen Daseins wenig auszurichten war. Blieb nur zu hoffen, dass ein göttlicher Ratschluss, ein Wunder gar, zumindest das Undenkbare, ja sogar Unglaubbare, verhindern würde. Dass nämlich der Heilige Stuhl künftig von Menschen mit aktiv ausgelebten Trieben besetzt wird, deren Vorbildwirkung schlicht das Aussterben der gläubigen Massen wegen Kindermangels nach sich zieht. Führte seit ewigen Zeiten der Zölibat hinter vorgehaltener Hand oder zugezogener Gardine wenigstens zu leibhaftigem Priesternachwuchs, also genetisch christlich geprägten potenziellen Neugläubigen, wäre eine Unterwanderung der Kirche mit befruchtungslos Kopulierenden als Vorbild der Herde ein weiterer Quell tiefgreifenden Mitgliederschwundes.

Selbst hingebungsvolles, langwieriges Beten Seiner Heiligkeit wollte kein Erkennen bringen, wie der Stuhl Petri künftig vor diesen aus Überzeugung Fortpflanzungsfeindlichen geschützt werden könnte. Und auch dem Kammerdiener Pietro Michele fiel sogar in den intimsten Momenten wie dem morgendlichen Klopapierwechsel nichts Hilfreiches ein. Wie auch, zählte er doch vier Kinder und ein stattliches Weib zu seiner Familie und die Schwachpunkte der Männer, die ihre Geschlechtsgenossen über jedes christliche Maß hinaus zu lieben beliebten, waren ihm völlig unbekannt.

Der Druck auf Maledikt XVI. wuchs nach und nach ins Unermessliche, fühlte er sich doch zunehmend älter und schwächer, ohne dass ihm eingefallen wäre, wie er seinen Nachlass so recht hätte ordnen können. Die Zeit lief ihm davon. Da kam ihm unerwartet (Glück oder göttliche Fügung?) ein nur scheinbar bedeutungsloser Zwischenfall zu Hilfe. Im vatikanischen Einkauf war Monsignore Capelli, ein altersschwacher Glatzkopf, auf der feuchten Treppe des Petersdoms ausgerutscht und musste zur Wiedereingliederung seiner lädierten Knochen für zwei Wochen ein Krankenhaus aufsuchen. Eben dieser Monsignore Capelli trug die Verantwortung für den Einkauf sämtlichen Hygienepapiers, das den Bewohnern des Vatikans angenehme Dienste leistete. Damit diese Beschaffung ohne Unterbrechung weitergehen konnte, organisierte die vatikanische Personalabteilung eine temporären Ersatz von der römischen Zeitarbeitsfirma »Tempus fugit«. Dieser Unglücksrabe namens Adriano Cepetto hatte zwar in seinem beruflichen Leben schon einmal Papiere eingekauft. Doch vergaß man wohl, ihn über die wälderschonende Einkaufspolitik seines einstweiligen Arbeitgebers zu informieren. Adriano entpuppte sich als echter Schnäppchenjäger und ergatterte alsbald einen vollen 20-Fuß-Container mit rosarotem, flauschigem Klopapier aus einer Konkursmasse, was weit mehr als den gesamten Jahresbedarf des insgesamt bescheiden speisenden Vatikanpersonals darstellte.

Als nun dieses Papier die vatikanischen Klopapierhalter zu bevölkern begann, zumal in dieser symbolhaften Farbe, wollten so manche Kardinäle und Kirchenobere mit eben jener gefährlichen modernen geschlechtlichen Orientierung endlich glauben, dass Lockerungen des strengen christlichen Regiments angesagt waren. Doch das war ein Irrtum, der sofort klar wurde, als die erste rosarote Rolle in die dienstbeflissenen Hände des Kammerdieners Pietro Michele geriet. Da er nichts vom Ausrutscher des Monsignore Capelli wusste, vermutete er im Farbwechsel eine umstürzlerische Absicht. Und so schien ihm die Zeit überreif, sich für die Ziele Seiner Heiligkeit selbstschonungslos einzusetzen. Er hatte schon immer das Verlangen verspürt, seinem Leben einen dem Christen würdigen Abschluss zu geben, wenn schon nicht am Kreuz, dann wenigstens in einem anderen Martyrium. Wobei es dem guten Pietro Michele nicht um einen billigen PR–Gag ging. Hauptsache, Gott, der Herr, konnte erkennen, was sein geringer Diener für das Christentum zu leisten bereit war.

Also fasste sich der Kammerdiener ein Herz und sprach Seine Heiligkeit respektvoll, aber bestimmt, an. Dass es ein Kreuz mit diesen hochrangigen Sündern sei, dass es kein Wunder sei, wenn selbst der Papst nicht wisse, wie so eine widernatürliche Machtergreifung zu verhindern sei, teilte Pietro Michele die Sorgen seines Herrn. Und das ihm völlig klar sei, dass schon der Versuch, die ungeheuren Vorwürfe aufzuklären, wenn nicht zu entkräften, ein auf die Institution der Kirche Schatten und Schmutz werfendes Unterfangen wäre. Er sei bereit, alles einzusetzen, um das üble Treiben wenigstens soweit einzudämmen, dass eine Papstnachfolge durch einen befruchtungslos Kopulierenden nicht möglich werde. Überwältigt von Treue und Mitgefühl des wackeren Kammerdieners fiel Maledikt XVI. alsbald auf die Knie, um ein heißes Dankgebet gen Himmel zu senden. Denn Pietro Michele hatte mit seiner Mitteilung eine Hingabe und Opferbereitschaft zu erkennen gegeben, die im Papst eine Idee entstehen ließ, mit der er endlich sein Haus christlich bestellen konnte.

Schleunigst ließ Maledikt XVI. seinen Kammerdiener einen umfangreichen Ordner mit weniger wichtigen, doch handverlesenen päpstlichen Geheimpapieren zusammenstellen, erteilte Pietro Michele seinen päpstlichen Segen, versprach ihm Eingang in das Paradies und bat ihn, diese Papiere geräuschlos, aber gewiss, an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Nach kurzer Zeit schon wurde das Informationsleck ruchbar und der Papst konnte eine Kardinalskommission seines Vertrauens einsetzen, diese Ungeheuerlichkeit aufzuklären. Wohlgemerkt, nicht die sexuellen Untiefen des Kardinalskollegiums, sondern allein den Vertrauens- und Vertraulichkeitsbruch des Pietro Michele. Die Kardinäle fühlten sich betroffen und verunsichert und stellten bereitwillig all ihre Bürounterlagen zur Verfügung, das Leck einzugrenzen. Was sie dabei nicht bedacht hatten: durch einfaches Abstimmen aller Kalender hatte die Kardinalskommission im Nu ermittelt, welche der Kollegen sich wo und wann und wie lange an denselben Orten aufgehalten hatten. Eine kurze Ortsbegehung dieser vermutlichen Treffpunkte förderten einschlägige Saunen, Kosmetiksalons und andere Vergnügungsstätten zutage. Tatorte wurden also entdeckt und Missetäter entlarvt und ein umfangreicher, streng geheimer Abschlussbericht der Untersuchungskommission wies deutlich und namentlich auf all die Kardinäle hin, deren bekanntgewordenes verwerfliches Tun einer Papstkandidatur endgültig im Wege stand.

Und der Kammerdiener Seiner Heiligkeit, Pietro Michele, erlangte sein Martyrium. Schnell hatte man ihn als den Haupttäter des Geheimnisverrats ermittelt. Schnell wurde er verurteilt, noch schneller vom greisen Papst Maledikt XVI. begnadigt und in den wohlverdienten Ruhestand befördert. Und wenn dieses Märchen nicht verloren geht, wird Pietro Michele in ferner Zukunft seliggesprochen, denn er verriet seinen Herrn, um die Kirche zu retten.

CDU: Goebbels als Bundeskanzler?

Nein, es geht hier nicht darum, welche Partei die beeindruckenderen Schandflecke in ihrer Geschichte aufbieten kann. Es geht vielmehr um etwas, das traditionelle Gemüter als Charakterlosigkeit oder gar Skrupellosigkeit bezeichnen.

Vielleicht können sich nicht mehr viele an den früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger, den Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger oder an Adenauers Kanzleramtsminister Hans Globke erinnern. Im Dritten Reich hatte der  erste dieses Trios Infernal junge Deutsche mit Vorsatz in den Tod geschickt, die anderen beiden waren millionenfach mitverantwortende Schreibtischtäter, einer stellte die propagandistische Verherrlichung, der andere die rassisch-juristische Grundlage der Massenmorde unter Führung ihrer nationalsozialistischen Parteigenossen sicher.

Die CDU nahm diese wirklich zweifelhaften Gesellen in ihre Reihen auf und ermöglichte ihnen auf formal-demokratischem Wege Karriere und Einfluss, der selbst ihren früheren Aufstieg in Hitlers Reich in den Schatten stellte. Ob diese Altnazi-Umarmungspolitik unserem Lande gut getan hat, sollte sicher hinterfragt werden. Man darf aber vermuten, dass die Goebbels ihre sechs Kinder und sich selbst nicht ermordet hätten, wenn sie von der Barmherzigkeit der späteren CDU gewusst hätten, auch exorbitanten Sündern Anerkennung und Weiterkommen zu sichern. Immerhin hatte doch Kiesingers Dienstherr Goebbels vielen Juden beiderlei Geschlechts wie Blanca Hirschler geholfen, so wie auch Kiesinger selbst einigen damaligen Volksfeinden die Fahrt in ein Konzentrationslager erspart hatte. Wegen dieser Mildtätigkeit wurde Nazi-Kiesinger als CDU-tauglich angesehen, man hätte es dem Reichspropagandaminister also nicht verwehren dürfen.

Und wozu dieser Rückblick auf die Widerlichkeiten westdeutscher Nachkriegspolitik? Weil die Linke – bei ähnlicher Skrupellosigkeit, wie sie die CDU zeigte – hätte problemlos alle Mitglieder des SED-Politbüros in ihren Parteivorstand befördern können. Die Zahl der Toten, Gequälten und Geschädigten, welche diese Ostkommunisten zu verantworten haben, wäre im Dritten Reich kaum mehr als ein Rundungsfehler der Bürokratie gewesen. Wirft die CDU den Linken physische und mentale Altlasten vor, opfert diese vorgeblich christliche Partei ihre verbliebene Glaubwürdigkeit der politischen Taktik. Wem dabei nicht übel wird, sollte vielleicht einen Arzt geeigneter Fachrichtung aufsuchen.

Integration: Maßlos überforderte Ausländer

Integrationsministerin Aydan Özoguz sorgt sich um die Integration unserer Einwanderer. Die Frage, wer sich integrieren soll, will oder muss und warum überhaupt, lässt sie unbeantwortet. Wenn sich Millionen ursprünglicher Ausländer nicht integrieren, fühlen sie sich vielleicht damit besser. Das wäre doch eine Möglichkeit?

In dieser etwas nebulös beschriebenen Integration steckt allerdings auch ein schier unlösbares Problem, das die Deutschen selbst zu verantworten haben: Man kann wohl Deutscher werden, aber man kann sich in die Deutschen überhaupt nicht integrieren, weil wir Deutschen selbst nicht integriert sind. Beweise?

Ein Beispiel: An bairischen Gymnasien muss jeder Schüler folgende Pluralformen lernen: »die Speisewägen« oder »die Klaßzimmer«, damit sich die jungen Bayern außerhalb des Freistaats so recht unintegriert fühlen können,

Noch schlimmer: Niemand strebt in Deutschland einen Moralkonsens an. Die deutsche Kultur existiert höchstens als ein Metakonzept, das besagt, dass nahezu jedes Verhalten und Auftreten gut und richtig ist. Und diese feige Bequemlichkeit stellen wir Deutsche auch mit Stolz zur Schau. Ohne Moralkonsens aber lässt sich eine Kultur weder fassen noch begreifen, schon gar nicht für Menschen, die ein Integrationsziel suchen.

Verständlich, dass unser Volk nach der Gleichschaltungskatastrophe des Dritten Reiches sein Heil im Pluralismus suchte. Dabei vergaßen wir aber wieder einmal das rechte Maß, so wie auch schon in der Weimarer Republik, als die aufkommenden Nazis als schillernde Erweiterung des kulturellen Spektrums angesehen wurden und Toleranz über allem stand, nicht der Schutz von Moral, Kultur oder gar Gemeinwesen.

Unser gegenwärtiger Toleranzwahn bietet schon wieder einen furchtbaren Nährboden für »schillernde Bereicherungen«, wie wir in Köln im Detail beobachten konnten. In einen toleranten Haufen, der nach und nach alle Traditionen über Bord wirft und keine Identität mehr vermitteln kann, möchte ich mich als Ausländer bestimmt nicht integrieren. In elf anderen Ländern hatte ich das aber nach Bekunden meiner Gastgeber ohne große Probleme geschafft. Von den Ländern könnten wir etwas lernen – wenn wir wollten.

Toleranz: Zahnschmerz mit Lächeln

»Wer Intolerante nicht toleriert, ist auch nicht besser.« können wir auf Twitter lesen. Schaut man zweimal hin, dämmert die Erkenntnis, dass Toleranz als Begriff nicht die Schärfe aufweist, die wir von Substantiven üblicherweise erwarten.

In der Geschichte wurden schon oft Worte in ihrer Bedeutung monströs aufgebauscht, denken wir nur an »Rasse«. Ras­sis­ti­sche Verirrungen bildeten die ideologische Basis für weit über 100 Mil­lionen Tote im Dritten Reich. Aus »Christen« wurden legitime Mör­der von unzähligen Heiden, »Muslime« fühlen sich berufen, gan­ze Völker der Scharia zu unterwerfen.

Toleranz beschreibt in ihrer ursprünglichen Bedeutung die Fähigkeit zu dulden, zu ertragen. Menschen wie Berlins Ex-Bürgermeister Wowereit (»Ich bin schwul und das ist gut so!«) missbrauchen ganz bewusst mit dem Nachsatz, dass es so gut sei, die Toleranz ihrer Mit­men­schen. Sie hämmern ihnen ein: »Du bist nur tolerant, wenn Du mich gut findest!«

Sollen wir aber alles gut finden, was wir ertragen oder dulden, müss­ten uns Zahnschmerzen ein Lächeln ins Gesicht treiben. In Wahrheit zah­len die Toleranz fordernden Abweichler einen hohen Preis für ihre übersteigerte Individualität. Sie sind innerlich so labil, dass sie dau­ernd bestätigt bekommen müssen, dass sie richtig liegen, gleich wie und mit wem. Wenn aber jemand von uns gratis The­ra­pie­leis­tun­gen abfordert, will er keine Toleranz, sondern ungehemmt schnor­ren dür­fen.

Der Fisch als Nichtschwimmer

Die Ukraine soll Streubomben eingesetzt haben. Etwas unscharf, der Satz. Wer denn? Die Ukraine als Staat oder die ukrainische Ar­mee oder irgendwelche Anti-Separatisten?

Diese Nachricht ist nicht so empörend, wie die geheuchelte Ent­rüs­tung, die sie vermitteln soll. Wird mir als Unbeteiligtem Tod oder schwe­re Krankheit zugefügt, lege ich bestimmt keinen Wert auf eine weniger inhumane Technologie, mit der das bewerkstelligt wird.

Entrüstung ist angezeigt, dass sich in unserer Zeit Regierungen auf Verbote bestimmter Waffenarten einigen und gleichzeitig Länder wie die USA, die regelmäßig unerklärte Kriege führen, nicht mit emp­findlichen Embargos belegen.

Wer Kriege zulässt oder will, hat die moralische Autorität verspielt, Waffen zu ächten. Er ist so glaubwürdig wie ein Fisch, der einen Nicht­schwim­mer­ausweis beantragt.