Suchen wir im Internet nach »Süddeutsche Zeitung« und »Anzeige«, bekommen wir alle möglichen Ergebnisse, aber eines nicht: eine aktuelle Anzeige aus dieser Zeitung. Warum ist das so? Weil die Verleger zwar Geld und Fleiß aufwenden, Google zum Zahlen für angezeigte Zeitungsschnipsel per Gesetz zu verdonnern, aber sich dabei von diesem Internetriesen gehörig an der Nase herumführen lassen.
Wozu braucht denn Google die fremden Schnipsel? Zum Anlocken auf seine riesige, Milliarden einbringende Anzeigenplattform. Google blendet die Anzeigen der Publikationen aus, betreibt also Zensur aus wirtschaftlichen Gründen und alle lassen dieses Unternehmen dabei unbehelligt. Als Nichtjurist weiß ich nicht, gegen wie viele Gesetze Google damit verstößt, aber ethisch sauber und kartellrechtlich einwandfrei kann diese Indizierungsmethode kaum sein. Viele Zeitungsverlage helfen Google dabei sogar, indem sie ihre Anzeigen gar nicht erst online verfügbar machen.
Hätten die Zeitungsverleger Ahnung oder gar Kenntnisse, die über das profitable Auslasten von Druckmaschinen hinausgehen, stünde Google schon längst – von den teuersten Anwälten der Welt verklagt – vor Gericht und würde dazu verurteilt, sämtliche Zeitungen mit all ihrem Inhalt in den Suchergebnissen darzustellen. Oder auf seiner ersten Internet-Seite zu erklären, dass die Suchergebnisse nach wirtschaftlichen Interessen der Firma gefiltert und damit verfälscht werden. Und das in vergleichbarer Größe zu den Todesdrohungen auf einer Zigarettenpackung.
Muss Google erst einmal alle Anzeigen in den Suchergebnissen darstellen, erweitert sich die Reichweite selbst für kleinste Blätter so dramatisch, dass die Anzeigenpreise in die Höhe schnellen. Die Zeitungen wären dann derart profitabel, dass sie Google für die Verbreitung ihres kommerziell wichtigen Materials leichthin 15% ihrer Einnahmen zahlen könnten.
Dann hätten die Zeitungsverleger wieder eine reelle Chance, als mit wirtschaftlichem Sachverstand ausgestattete Unternehmer angesehen zu werden.