Entweder ergeben sich die deutschen Löhne oder Gehälter aus den Verfahren der gesetzlich verankerten Tarifautonomie oder nicht. Wenn nicht, dann gehört dieses Wirtschaftswunderrelikt abgeschafft. weil es nichts bewirkt. Wenn doch, dann hat sie Tarife geschaffen, von denen Millionen Beschäftigte nicht mehr leben können, die vom Sozialsystem aufgefangen und »aufgestockt« werden müssen. Dann gehört die Tarifautonomie jedoch erst recht abgeschafft.
Warum plagen wir uns dann überhaupt mit diesem altbackenen Wohlstandsvernichtungswerkzeug herum? Weil die Gewerkschaften zum Generalstreik aufriefen, entzöge man ihnen die Existenzgrundlage der Tarifautonomie. Wir leiden hier unter einer Geiselnahme riesigen Ausmaßes. Der DGB vertritt mit knapp 5 Millionen Mitgliedern – ohne die in den Gewerkschaften organisierten Rentner – nur etwa 10% der Beschäftigten in Deutschland und zwingt den restlichen 90% und deren Angehörigen ein in soziale Abgründe führendes Konzept auf.
Selbst die Politiker sehenden Auges und guten Willens können sich aus dem gewerkschaftlichen Würgegriff kaum befreien, da eine Wahlempfehlung der Gewerkschaften über 6 Millionen Stimmen bedeutet und damit alles verhindern kann, was den Gewerkschaften nicht passt.
Sagen also Politiker: »sozialer Frieden«, meinen sie »Erpressung akzeptieren«. Wenn dann zu viele Opfer dieser Tarifpolitik zu beklagen sind und vielleicht aus Verzweiflung aufmucken könnten, werden Beruhigungspflästerchen besorgt und verteilt. Eines davon heißt »Mindestlohn«. Ein Mindestlohn, der nicht zu einem auskömmlichen Einkommen für alle führt – auch für unverschuldet Arbeitslose, kann letztlich nur besänftigen, doch nichts am Tarifelend ändern.
Wollten unsere Politiker wirklich etwas gegen diese soziale Talfahrt unternehmen, müssten sie zuallererst den Missstand erläutern und anprangern und danach über 50 Millionen Wähler mobilisieren, sich dem Diktat der knapp 7 Millionen DGB-Wähler zu entziehen. Ein mühsames, aufreibendes Unterfangen wäre das.
Unternehmen aber die Politiker nichts, wird eines immer deutlicher: Deutschland ist keine Republik seiner Bürger, sondern seiner Parteien und Verbände. Klimabedingt sind wir dann aber keine Bananenrepublik, sondern eine Kartoffelrepublik.