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Prügel: Jesiden und Muslime in Celle

Es ist irgendetwas faul mit der Religionsfreiheit in Deutschland. Denn eigentlich bedeutet sie, dass uns kein anderer zwingen darf, uns zu einer Religion zu bekennen. Eltern dürfen aber ihre Kinder sehr wohl zu einem Glaubensbekenntnis zwingen. Im Sonderfall so­gar zu zwei verschiedenen, eins für die Mutter, der natürlich bio­lo­gisch ein Mann, das andere für den Vater, die selbst­­ver­ständ­lich biologisch eine Frau sein darf. Auch verbieten darf man uns keine Re­li­gion. Und dieses Recht reicht noch weiter, theoretisch we­nig­stens. Nirgends steht nämlich geschrieben, dass wir nur einer Re­li­gion anhängen dürfen.

In der Realität dürfen frei bekennende evangelische Katholiken auf ihrer Steuererklärung kein richtiges Kreuz machen. Ein katholisches Kreuz hingegen führt anstandslos zum Erheben der Kirchensteuer, auch wenn man schon vor Jahren vom Papst persönlich ex­kom­mu­niziert wurde. Überhaupt gestattet nicht einmal Hitlers Dauer­erbe, das noch immer geltende, unsägliche Reichskonkordat von 1933, dem Papst, uns unsere katholische Religion wegzunehmen, weil unser Bekenntnis unter die grundgesetzlich verbriefte Re­li­gions­frei­heit fällt. Exkommunikation greift damit innerhalb Deutschlands teil­wei­se ins Leere, führt zum bloßen Kirchenausschluss und – wenn man sie denn zugibt – zu Steuergewinn. Katholik bleiben wir, so­lan­ge wir es verkünden, ja, selbst wenn wir es nicht verkünden, sondern heimlich, still und leise für uns behalten.

Folglich könnten die Cellesche Schlägerei zwischen Muslimen und minderheitlichen Jesiden und ähnliche Körperverletzungen einfach gestoppt werden, indem wir alle erklären: »Ich bin ein Jeside!» Das dürfen wir nämlich wegen der Religionsfreiheit, kein jesidisches oder anderes Oberhaupt darf uns daran hindern. Und schon sind die Muslime eine schwache Minderheit, die sich an uns Millionen Je­si­den wohl nicht vergreifen wird. Wenn das auch nicht hilft, bleibt immer noch als letzter Ausweg unser aller religionsfreiheitlich ge­deck­ter  Ausruf: »Ich bin ein schiitisch-sunnitischer Muslim, Allāhu akbar!« Die werden doch nicht ihre eigenen Leute ver­prü­geln, oder?

Aber vielleicht habe ich das mit der Religionsfreiheit nur falsch ver­stan­den und es geht dabei nicht um das Recht für den Einzelnen, sondern bloß für Vereine und Clubs. In dem Fall wäre alles klar und wir wer­den die Prügeleien kaum stoppen können.